Der Himmel hat mich wieder ausgespuckt. Ein Jahr ist es nun her, als mich der Himmel nicht haben wollte. Aber es war auch diese eine Zeit, in der ich mein Leben in die Hand nehmen musste und endlich aufbrechen musste, in eine andere Dekade, einen anderen Abschnitt, neue Situationen formen, zurückblicken und aufräumen oder entsorgen was mich daran hinderte diese eine, weitere Chance nutzen zu können.
Heute bin ich ein Jahr weiter – es hat sich einiges getan, ich konnte zwar nicht jeder meiner Wünsche in die Tat umsetzen, aber ich arbeite daran eine zweite Chance als Gewinn anzunehmen und nicht mehr den Pain aller anderen mittragen zu müssen. Ich bin leichter geworden, reise mit weniger Gepäck und lebe noch mehr im Hier und Jetzt.
Sind es diese einen Momente die uns wachrütteln, die einem eine weitere Chance einräumen weitergehen zu dürfen, weil wir noch nicht erfüllt haben, was wir hier auf der Erde als Ziel auferlegt bekommen haben?
Oder war es einfach nur dieses eine Stück von Glück, was mich am Leben erhalten hat? Was ist es denn, wenn der Tag bei den einen ein zweites Mal beginnt und bei den anderen beim ersten Mal endet?
Warum werden nicht alle gleichbehandelt, warum können nicht alle zweimal formen was sie beim ersten Mal nicht kapiert haben? Ganz bestimmt habe ich in meiner ersten Möglichkeit nicht alles so umgesetzt, wie ich es mir vorgenommen hatte, ich habe sicher auch immer wieder dieselben Fehler gemacht, in dieselben Kerben geschlagen und mich nicht immer nach anderen Möglichkeiten und Wegen umgesehen. Aber ich lernte, ich habe dazugelernt und nutze heute meine zweite Chance mehr denn je! Viel zu schnell werden Situationen geschaffen, in denen wir nicht mehr Reagieren, nur noch agieren können.
Es ist etwas Zeit vergangen, es hat «Kawummmmm» gemacht, als ob du mit 300km/h in einen Brückenpfeiler fährst, aufschlägst, aber nichts spürst mit dem einen Bein schon an der Schwelle stehst, ruhig atmest, die Kraft bereits den Körper verlässt und du nur noch deiner Atmung horchst, langsam immer langsamer werdend – bis du loslassen kannst.
Wenn da nicht dieser eine Moment ist, an dem du Stunden später in diesem kahlen Raum aufwachst und langsam wieder zur Besinnung kommst, merkst, dass das alles kein Traum gewesen ist und du wieder da steckst, wo du beim ersten Mal schon steckengeblieben bist – oder ist es eben doch nicht mehr dasselbe.
Ok, ich weiss nicht, wie es sich anfühlt wenn man mit 300km/h in einen Brückenpfeiler knallt, es ist nur eine Art Versuch selber verstehen zu können was da mit mir passiert ist. Dieses Ende in Sicht, dieses Licht am Ende des Tunnels (und glaubt mir, es ist da und es ist wundervoll) dieses nicht mehr Irdisch sein zu wollen, weil es sich schon schwebend und leicht anfühlt. Schmerzen sind verflogen und die inneren Organe lassen dich jeden Moment gehen, für einen kurzen Moment hörst du von weit weg noch diese Stimmen, was sie wohl noch sagen wollten und dann war das Licht aus, die Zündschnur niedergebrannt und der Moment mit dem inneren Kampf Realistischer denn je.
Schach spielen! Weiss das Leben, Schwarz der Tod. Quadrate, Pferde, Könige, Springer, am Ende ist nur die Farbe entscheidend, denn jeder weitere Zug ist dem Sterben näher als dem Leben. Ich atme, weiss es aber nicht mehr, ich bin, fühle es aber nicht. So ist diese Sehnsucht dem Sterben näher sein zu wollen, wie dem Leben in meinem Kopf heute - ein Jahr danach verständlicher, vollkommener und klarer – das Leben hat mich behalten, ich bin, ich atme, ich fühle, ich versuche mich in Neuem, lebe noch risikofreudiger, aber bewusster, denn dieser eine Augenblick an dem du deine Augen schliesst und diese niemals wieder öffnest ist dem Tod näher als dem Leben.
Liebst du das was im Hier und Jetzt stattfindet noch wie damals? Oder ist es anders geworden? Haben sich Blickwinkel verändert? Hat das Leben mehr Bedeutung bekommen wie vor dieser Erfahrung, diesem ausgespuckt werden aus einem Teil der Lebendigkeit, welche sich nicht mehr lebendig angefühlt hat?
Ich habe mich verändert – die Prioritäten in meinem Leben, in meinen Gedanken haben sich verändert. So soll jeder für sich entscheiden, wann es Zeit ist zu gehen und wann es Zeit ist zu bleiben, nur denkt daran, die Zündschnurlänge liegt nicht in unseren Händen.
Ich bin am Ende nur demjenigen etwas schuldig, welcher in meinen Schuhen durch diese Welt geht – mir, ganz allein.
So fahre ich mit meinem Bike den Strassen entlang, Musik in den Ohren, die Natur umarmt mich, sie begleitet mich, sie trägt mich und sie gibt mir Mut weiterzumachen. Alles was mir geblieben ist erinnert mich jeden Tag beim Atmen daran, wie schmal der Grat zwischen den beiden Welten ist. Sich lebendig zu fühlen, aber bei jedem Atemzug daran erinnert zu werden wie schnell es zu Ende gehen kann, vielleicht ist es ein Geschenk - vielleicht aber auch nicht - am Ende ist es das, was ich daraus mache!
So will ich nicht aufgeben weiterzumachen, meinem Körper die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, ihm niemals wieder diesen Raubmord antun, – ich lerne, heute wie damals, nur eben mit der Erkenntnis bewusster zu sein.
The moment you doubt whether you can fly, you cease for ever to be able to do it. (Peter Pan)
Eigentlich können wir in jedem Fall ändern was wir nicht haben möchten. Wir sind die Artisten unseres Lebens, unserer Seele, wir entscheiden welche Situationen mehrmals stattfinden sollen und welche nicht. Wenn wir aufhören Menschen hinterher zu rennen, welche nicht einmal für eine Sekunden - dir zuliebe stehenbleiben wollen - dann haben wir verlernt das zu sein was wir gewesen sind, als wir geboren wurden. Ein Wesen, welches in jedem Fall eine Chance verdient hat.
Sei du also der Former deines Seins und lass dich nicht verändern, nur weil es denjenigen neben dir gerade nicht passt. Wenn du daran glaubst, dass du fliegen kannst, dann lass dich nicht davon abbringen, lebe diesen Glauben und erlebe ihn. Fliege in jedem Fall so hoch und so weit du kannst, denn niemand wird jemals fühlen können was du fühlst. Vertraue darauf was du in dir siehst, was dir deine Seele sagt und kaufe dir immer die richtigen Schuhe, damit kein Weg, kein Berg, kein Meer jemals zu weit, zu hoch oder zu tief sein wird – nur du gehst in deinen Schuhen durch dein Leben, lass dich nicht von deinem Weg abbringen.
Menschen werden dich begleiten, such dir diejenigen aus die in ihren eigenen Schuhen neben dir gehen wollen, nicht diejenigen welche dir ihre Schuhe andrehen, damit du in ihren Schuhen gehst. Sei immer der erste der an dich selbst glaubt und stehe bis zum letzten Atemzug zu dem was du bist – liebe dich für das was du träumst, nicht für das was andere in dir sehen wollen.
Und am Ende fliegst du…
…Türen haben sich geöffnet, ich lebe heute in einer wundervollen Welt, geliebt und getragen – frei von Dingen, die mich zermürben, die mich zurückhalten und mich runterziehen.
…and then fly
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