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  • AutorenbildPrisca Santschi

Geboosterte "Bonne Chance"!


Habt ihr euch auch schon gefragt warum sich die Welt verändert, wo die Kinderaugen geblieben sind, mit denen wir früher bewusst in die Welt geschaut haben und uns so darauf gefreut hatten, dass alles was da vor uns steht erleben zu dürfen.


Erwachsen werden konnte nicht schnell genug gehen. Endlich selbst entscheiden, endlich selbst Herr und Meister über sein eigenes Leben sein. Keiner der einem sagt wann man zu Hause sein muss, keiner der einem sagt, wann man ins Bett geht oder wie man den Haushalt führen muss.


Keine Vorschriften mehr, Schule ist so oder so für die Katze und Kind sein ist anstrengend. Endlich raus aus den viel zu kleinen Schuhen und mit grossen Füssen die Welt betreten.


Da war es hin, das Kindesalter, da stand ich nun, vor der grossen weiten Welt, das Abenteuer konnte beginnen. Ging es nicht jedem von uns mal so? Und sind wir nicht alle früher oder später aufgewacht und haben festgestellt, dass das Erwachsenen Dasein nur eine Lüge war?


Kawummmm!

Die Vorschriften sind viel grösser als damals, als ich noch Kind war. Der volle Kühlschrank ist Geschichte und die Wäsche stapelt sich in der Ecke eines Raumes, einer versifften WG, das Geld auf dem Konto ist auch weg und abgesehen von den vielen Ferien ist sowieso alles ein wahrgewordener Albtraum und keiner hat mich darauf vorbereitet. Die Schule hat mir geleert, wie ich die Französische Sprache beherrschen kann, welche Formel in der Mathematik mich zum Ergebnis führt – allerdings kenne ich bis heute den Unterschied zwischen Spar-/ und Privatkonto nicht – ich habe zwar in Geschichte und Natur ein wenig was über die Welt und den Menschen erfahren, aber was es wirklich braucht, um draussen in der Erwachsenenwelt zurecht zu kommen, das weiss ich bis heute nicht.


Für viele ist es ein Abenteuer, welches in der Brutalität eines grausamen Horrorfilmes endet. Klar haben mir die Eltern immer wieder gesagt, hör zu, wenn ich was sage, mach es bitte so oder so, es wird Dir später helfen. Aber wie soll ich als Kind wissen was wichtig und was unwichtig ist, wenn mir die Eltern am Ende viel mehr beibringen könnten als die Schule, warum verbringe ich dann so viel Zeit damit mich auf die Schule und die Hausaufgaben zu konzentrieren, anstelle von den Eltern zu lernen? Warum ist es dann so wichtig, dass ich gute Noten schreibe, wenn am Ende gar nicht die Noten wichtig sind, sondern das, was ich dazwischen lernen sollte?


Wir erziehen unsere Kinder noch nach dem viel zu alten Muster, dass man sie dazu drängt ein guter Schüler zu sein, höflich, freundlich und zielstrebig zu sein. Aber am Ende können sie nicht mal ein Feuer machen. Das grosse Abenteuer, welches auf unsere Kinder zukommt, fordert sie heraus, wir sind doch selbst auf die Schnauze gefallen, wussten nichts und mussten alles neu erlernen. Einige von uns sind noch heute mit allem überfordert.


Die Welt verändert sich nicht – der Anspruch, welchen wir an die Welt haben, hat sich verändert. Es ist heute nicht mehr das früher von gestern, es ist heute anders! Wir können uns nicht darauf verlassen, dass andere tun was wir vergessen zu tun oder zu faul dafür sind. Wir können uns nur auf uns selbst verlassen. Der neben mir, weiss ja vielleicht nicht mal mehr, wie man in ein Abenteuer startet. Lernen wir unseren Kindern denn, was Vertrauen in sich selbst zu haben bedeutet? Wissen unsere Kinder, was es heisst sich auf sich selbst verlassen zu müssen? Kennen sie den Unterschied vom echten zum digitalen Leben? Wissen sie noch, was Freunde sind? Oder sind die durch Likes wertvoller und stabiler geworden?


Wir schreiben das Jahr 2021, bald schon ist es rum und 365 neue Tage, in einem neuen Jahr stehen vor der Türe. Wir werden von der Natur überrannt und wissen noch immer nicht, wie wir damit umgehen sollen, verlangen aber von unseren Kindern dieselbe Disziplin wie wir sie damals nahgelegt bekommen haben. Wir gehen abstimmen, dass Frauen dieselben Rechte haben wie die Männer, erziehen aber noch immer die Jungs und Mädchen nach dem alten Muster.


Unsere Kinder wachsen mit anderen Stimulationen auf, sie werden in die Digitale Welt geboren, können mit vielem Umgehen was uns früher schwergefallen ist – dennoch sind sie überfordert mitzudenken, Ideen zu finden, kreativ zu sein und diverse Wege auszuprobieren. Wie man ein Handy bedient heisst leider noch nicht, dass man damit auch Informationen einholen kann. Es ist nicht zwingend so, dass man die Tutorials zum Leben findet, denn sie sind ja noch Kinder und haben nicht gelernt, dass man auch in der Digitalen Welt heute vieles finden und erlenen kann.

Wir sollten endlich damit anfangen unser Bildungssystem dementsprechend anzupassen. Was bringt mir ein Frontalunterricht, wenn die Natur gerade andere Wunder auf die Welt schickt, um uns eine weitere Chance zu geben, um uns neu zu formieren? Was bringt es mir, wenn ich meinen Kindern immer noch lernen muss, wie sie einen Drucker bedienen oder wie ihre Schulkameraden die Hausaufgaben nach Hause bringen, um auch bei Krankheit up to date sein zu können. Wir haben die Digitale Welt zu dem gemacht was es sein könnte – bleiben aber am „alten“ Hängen.


Wir sind eine so verkehrte Welt geworden. Wir erziehen die Kinder nach dem alten Muster, erschaffen aber neue Wege in eine andere Welt um am Ende doch das alte zu wollen?


Wir haben in all den Jahren Mittel erschaffen um uns so einzurichten, dass wir auch ohne Frontalunterricht, oder Office pflichten bestehen könnten. Was also gebe ich meinem Kind mit auf den Weg, wenn es bald schon die Kindertüre hinter sich schliessen muss und in eine neue Sphäre startet. Ich habe mein Kind nicht als Abenteurer erziehen können, weil sich alles in Widersprüchen wiedergibt.


Einerseits soll ich sie in einen Frontalunterricht schicken, ihnen aber nicht beibringen, wie sie in und mit der Digitalen Welt leben könnten. Andererseits wird von uns wie auch von den Kindern verlangt, dass sie in einem Home-Schooling zurechtkommen, sich aber dann doch wieder an das alte gewöhnen müssen, weil die Gesetze es so vorschreiben, dass Veränderungen dauern, lange dauern, viel zu lange andauern. Wie erziehe ich meine Kinder zu Abenteurern, wenn ich nur noch mit Gas kochen darf, wie können sie sich selbst in ihre Traumwelten flüchten, wenn der Weg dazu nicht mehr funktioniert. Was soll ich in die Koffer packen, wenn sie ausziehen werden? Und wo treffe ich sie an, wenn es am Ende weder das „alte“ noch das „neue“ ist, was sie leben sollen?


Wo sind sie also geblieben, meine Kinderaugen? Warum habe ich verlernt durch diese Brille zu schauen? Ich kenne die Antwort nicht, ich kenne den Moment nicht, wo ich dieses freudige Ereignis „endlich Erwachsen zu sein“ abgelegt habe. Die Stolpersteine, die ich damals angetroffen habe, sind heute nicht weniger geworden, aber ich nehme sie gelassener. Ist es, weil man in den Jahren, in denen man älter wird, alles gleichgültiger wird.


Ist es Eigenschutz, ist es, weil man einfach müde wird und weiss, dass das Leben irgendwann endet? Will man nichts mehr beitragen, weil man keine Lust mehr hat neue Wege zu gehen? Oder wird man beim älter werden einfach immer weniger Abenteurer und viel mehr Griesgram? Oder ist man enttäuscht darüber, dass nichts was man als Kind dachte sich bewahrheitet hat? Was ist es? Gibt es darauf eine Antwort?


Wenn Pi nicht die Antwort ist, wenn Grammatik in Deutsch, Französisch oder Englisch nicht die Antwort ist, wenn Naturwissenschaften nicht dafür genutzt werden Antworten zu finden, was dann? Was sage ich meinen Kindern, was gebe ich ihnen mit auf den Weg, wenn sie vor lauter Pubertät gar nicht mehr zuhören können, weil sie nun einfach nur noch den Drang haben, rauszukommen, in die Welt? Wenn sie alles selbst sehen und in Erfahrung bringen möchten?


Was wenn sie dann in 30 Jahren vor meiner Türe stehen und sich dieselben Fragen stellen, wie ich sie mir hier gerade stelle? Was wenn ich dann nur mit einem „ich weiss es auch nicht“ antworten kann? Weil ich immer noch keine Antworten erhalten habe?


Ich fürchte mich jeden Tag davor, in diese Kinderaugen zu schauen, mit einem schlechten Gewissen geplagt zu sein, ihnen nicht dieses Vorbild sein zu dürfen, welches ich gerne geworden wäre. Ich wünschte ich hätte die Antworten auf ihre Fragen und ich wünschte, sie hätten die Fragen, auf die ich Antworten kann. Vielleicht werden sie uns irgendwann diese Antworten geben, weil sie die Instrumente, schlauer einsetzen.


Ich wünsche mir, dass ihre Kinderaugen nie diesen Glanz verlieren, dass sie immer Träume haben, welche sie durch die Welt tragen und dass sie immer genug Mut im Gepäck mitnehmen, um zu wissen, dass sie Einzigartig sind, kein anderer sie kopieren kann und sie immer ein zu Hause haben, dass vielleicht nicht immer die passenden Antworten hat, aber immer offene Arme, gefüllt mit der Liebe, die sie benötigen, um weiterziehen zu können.

Wenn ihr es nicht für euch tut, dann tut es wenigstens für diejenigen die nach uns kommen, denn auch sie haben diese Chance verdient ihre Träume umzusetzen.


Wenn wir Vorbild sein wollen, dann reicht eine Kopie zu sein leider nicht. Ich wünsche allen da draussen einen Rucksack voll mit leuchtenden Kinderaugen, viel Mut, viel Abenteuergeist und eine grosse Portion Selbstliebe. Seit nicht die Kopie von dem was ihr als Kind nie sein wolltet. Lebt das Leben so wie es nicht dem nächsten schadet und hört auf damit zu verurteilen was ihr selbst nicht besser macht. Denkt nach, bevor ihr handelt und tragt Sorge zu allem was euch nicht gehört.


Am Ende ist dieser Blogeintrag all den News zum Opfer gefallen. Wir denken noch immer nicht nach, bevor wir handeln. Wir treffen Entscheidungen, ohne die Konsequenzen dafür zu kennen. Ich verstehe das Wachstum der Medialen Welt nicht, ich verstehe die Angstmacherein nicht. Wir kennen den Weg nicht, wir sind ihn noch nicht gegangen und gehen vom schlimmsten aus. Mittlerweilen fallen unsere Kinder all dem zum Opfer, bitte denkt nach, es sind unsere Nachkommen und wir sollten weiterhin Teil sein von ihrem Traum. Es kann nicht sein, dass wir von der Hand in den Mund leben, darauf „sch…en“ was nach uns kommt. Denn nach uns steht immer noch das Kind, was wir in diese Welt geboren haben.


Ich kann dazu nur noch ein Bonne Chance in den Raum nicken und mich fragend verabschieden.

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