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Möwe
  • AutorenbildPrisca Santschi

Manchmal hat das Leben andere Pläne!

Aktualisiert: 20. Aug.

Zuckerwatte hilft!


Ich muss gestehen, ich habe diesen Tag immer und immer wieder verdrängt, vor mir hergeschoben und gehofft, dass dieser niemals nie eintreffen wird. Ich würde Lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde und es fällt mir unglaublich schwer auch nur einen Satz darüber zu verlieren, weil ich die Tatsache nicht mehr verhindern oder gar verdrängen kann.


Der Tag, an dem Nacho, meine geliebte kleine Fellnase unglaubliche Einschränkungen über sich ergehen lassen muss ist nun da. Nachdem sie im Jahr 2019 wegen eines akuten Bandscheibenvorfalls operiert wurde hatte sie immer mal wieder gute wie auch weniger gute Tage. Die Dauermedikation hat teilweise gut und an anderen Tagen eben gar nicht angeschlagen. Seit ein paar Wochen zeichnet sich ab, dass es nie wieder so wird wie früher. Sie wird zwar geschont, die Spaziergänge zum grössten Teil an der Leine geführt und auch immer kürzer werdend. So setzen wir uns irgendwo auf eine Wiese und halten die Nasen in die Luft, lassen ihr Zeit um jeden noch so kleinen Grashalm beschnuppern zu können und gehen erst dann wieder nach Hause wenn sie auch wirklich eine hohe Dosierung an «Welt» in ihrem kleinen Kopf mitnehmen kann um beim sich erholen, wieder alles Mögliche Verarbeiten darf. So bin ich mir sicher, dass sie in ihren Träumen über Wiesen und durch Wälder rennt, gesund und ohne jegliche Einschränkungen.


Da die Physischen, negativgeprägten Merkmale stärker werden, lassen wir der Kopfarbeit mehr Raum, verstecken irgendwelche «Leckereien» und spielen liegend am Boden gemeinsam irgendwelche lustigen Fangspiele, immer im Fokus das Nacho den Ton angeben kann. Sie zu bändigen ist keine leichte Aufgabe, so ist sie noch immer voller Tatendrang und versteht die Welt nicht, warum sie keine grossen Wanderungen mehr Selbständig vornehmen kann.

Wir rüsten uns um, werden die Ausflüge so einrichten, dass auch sie nicht zu kurz kommt. Lange Wanderungen werden in Zukunft mit dem Fahrrad umgesetzt. In und auf dem Wasser kann auch Nacho noch immer ganz vorne mit dabei sein – denn SUPlen kennt sie ja aus dem FF und Wasser bleibt ihr Element. Es gibt der kleinen Kämpferin die Möglichkeit sich Leicht und schwerelos zu fühlen und mitten in Geschehen dabei sein zu können. Gemeinsam Feuer zu machen um gemeinsam Cervelats zu verspeisen, das alles geht ja bekanntlich durch den Magen und dieser funktioniert bei Nacho nach wie vor wunderbar.

Nacho mein kleiner Frenchie

Sie wird nie verstehen warum ich sie nicht mehr frei über Wiesen und durch Wälder rennen lasse. Sie wird niemals verstehen, warum ihr Kopf alles kann, der Körper aber nicht mehr mithalten will.


Sie wird mich jeden Tag fragend anschauen, wenn sie vor lauter Schmerzen nicht mehr selbständig gehen, geschweige denn aus ihrem Hundekorb aufstehen kann. Sie versteht seit ihrer Operation nicht, warum sie nicht mehr mit anderen Hunden spielen darf.


Sie muss so vieles hinnehmen und beklagt sich niemals darüber, sie versucht das Beste aus dem zu machen was sie noch kann und was ich ihr anzubieten versuche.


Dennoch, es bricht mir das Herz. Ich wünschte so sehr ich könnte ihr diese Last abnehmen, die Last, die sie tragen muss, ohne dass sie jemals Mitspracherecht hatte. Es tut weh zu sehen wie viel Leid wir diesen wundervollen Wesen antun, nur weil sie nicht ins Raster gepasst haben oder passen. Ich werde bis zum letzten Atemzug alles in meiner Macht Stehende tun, dass sie ihr Leben in vollen Zügen, irgendwie geniessen kann – mit all den Einschränkungen, welche sie nun tragen muss – es ist meine Pflicht für meinen Hund zu sorgen.


Diese Qualzucht, wie auch alle anderen, müssen ein Ende nehmen. Es darf nicht sein, dass wir Menschen entscheiden was mit den Lebewesen um uns herum passiert und wir diese massschneidern lassen bis sie zu uns und in unseren Alltag passen. Wir nehmen uns das Recht heraus alles passend zu machen und machen uns keine Gedanken darüber welche Konsequenzen dabei rauskommen. Denn wenn ich davon keinen Gebrauch mehr mache, dann gebe ich es einfach weg oder Entsorge es auf grausamste Art und Weise.


Diese Geldmacherei macht aus den meisten Menschen Mörder. Wir stehlen Hunde aus Autos, Wohnungen und deren Gärten – nur damit diese sich in dunklen, ekligen, furchteinflössenden Kellern vermehren müssen, damit ihr Profit daraus schlagen könnt. Auf Social-Media werden die armen Geschöpfe dann viel zu jung an Zwischenhändler zu Spotpreisen verkauft und müssen sich wiederum unter widrigen Umständen weitervermehren. Ich weiss nicht, wohin uns diese Welt noch führen wird, in meinen Augen nimmt all das kein gutes Ende.


Mir wurde einmal gesagt, dass der Mensch nicht als Bestie geboren wird. Ich bin mir heute nicht mehr sicher, wie viel von dem Genmanipulierten bereits von der Muttermilch ins Kind übertragen wird. So werden Werte in die Welt hinausgetragen welche schrecklicher sind als jeder meiner dunkelsten Albträume. Mit jedem Satz welchen ich weiter Schreibe stirb meine Hoffnung auf eine bessere Welt. Ich kann nicht die ganze Welt verändern, aber ich habe bereits in meiner kleinen Welt die Möglichkeit es besser zu machen als der Nachbar links von mir. Hinschauen statt wegsehen, Aufklären, anstelle von belehren und Strafbar machen was Menschenunwürdig ist – das kann ich sehr wohl tun. Und wenn jeder in seiner eigenen Welt diesen Move tut, wird am Ende eine Art Beben entstehen, welches Aufmerksamkeit bekommt, dann wird sich vielleicht endlich etwas verändern.


Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich eine Stimme erhalten habe, durch Nacho lernen kann, was Qualzucht bedeutet. Denn auch ich bin vor 6 Jahren Blauäugig in diese Geschichte hineingetreten, mit dem Unterschied, dass ich diese Geschichte nun zu Ende schreibe, mit dem was ich diesem wundervollen Geschöpf schuldig bin!


Ich bin traurig, dass es ist was und wie es ist – aber ich freue mich auf jedes weitere Abenteuer mit meiner kleinen, wundervollen Fellnase, welche mich damals ausgesucht hat, damit ich noch unglaublich vieles lernen darf. Wir werden uns die Welt, in der wir leben bunter denn je malen, so, dass wir zwar alle nicht lebend rauskommen, aber bewaffnet mit ganz viel Zuckerwatte und dem eigen kreierten Wahnsinn – denn wenn wir was wirklich gut können, dann ist es das Leben lebendig machen.


Einschränkungen finden im Kopf statt und Zuckerwatte hilft… 😉

In diesem Sinne, mach es wie Nacho, freue dich jeden Tag darüber, dass ein neuer Tag vor der Türe steht, als gäbe es kein Morgen.

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